10.2.2023
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Aus dem Kreis
Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die Krankheitswellen und ein andauernder Fachkräftemangel bringen die Einrichtungen der Kindertagesbetreuung in Nordrhein-Westfalen zurzeit in eine besonders herausfordernde Lage. Zum Ende des vergangenen Jahres beispielsweise hatte die Leitung der Kindertagesstätte St. Antonius Loikum aus Hamminkeln in einem Brandbrief die extreme Überlastung der Mitarbeiterinnen beklagt. Adressaten waren die NRW-Landesregierung, Bischof Felix Genn sowie derLandschaftsverband Rheinland. Nachdem die Landtagsabgeordnete Charlotte Quik die Kindertagesstätte zunächst vor Ort besucht hatte, fand noch vor Weihnachten ein Treffen mit Vertreterinnen mehrerer Einrichtungen aus Hamminkeln im Landtag statt. Im Rahmen dieses Treffens wurden bereits Maßnahmen des Landes zu Entlastung in Aussicht gestellt. Das Land Nordrhein-Westfalen legt nun das „Sofortprogramm Kita“ auf. Dazu erklärt die Landtagsabgeordnete Charlotte Quik:
„Die Landesregierung legt nun ein mit den kommunalen und freien Trägern abgestimmtes Bündel an Maßnahmen vor. Bei dem Programm handelt sich um ein gemeinsames Papier, bei dem sich die Träger und die Landesregierung auf erste Maßnahmen verständigt haben. Das Programm beinhaltet unter anderem die Weiterführung und Ausweitung der Förderung der praxisintegrierten Ausbildung zum Kinderpfleger oder zur Kinderpflegerin, eine stärkere Ansprache junger Menschen im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres (FSJ) in einer Kita und die Ausweitung und Sicherstellung der Einsatzmöglichkeiten der als Ergänzungskräfte Beschäftigten als ein zentrales Anliegen aus der Trägerlandschaft. Die Maßnahmen werden unverzüglich umgesetzt und sollen innerhalb der nächsten Monate ihre Wirkung entfalten. Mit dem Programm ergreifen wir kurzfristig erste, notwendige Maßnahmen in dieser akuten Situation. Ich bin zuversichtlich, dass sich dieses Programm auch auf die Kitalandschaft bei uns im Kreis Wesel positiv auswirken wird. Der Fachkräftemangel ist gleichwohl auch weiterhin eine der größten Herausforderungen, weshalb das Sofortprogramm nur ein erster Schritt sein kann. Für mich ist klar: Der Status quo muss mittel- und langfristig verändert werden, damit alle Kinder bestmögliche Chancen auf gute Bildung und gesellschaftliche Teilhabe haben. Nun sind Maßnahmen angestoßen, um die Beschäftigten, Eltern und Kinder zu entlasten.“
Kita-FSJ: Die Landesregierung beabsichtigt, das Kita-FSJ noch stärker zu forcieren, damit junge Menschen, die das FSJ im Bereich der Kindertagesbetreuung absolvieren möchten, auch den Weg in die Kitas finden.
Förderung der praxisintegrierten Ausbildung Kinderpfleger und Kinderpflegerin: Über das aktuelle Kindergartenjahr hinaus soll die erfolgreiche praxisintegrierte Ausbildung zum Kinderpfleger und zur Kinderpflegerin (PiA-K) auch im kommenden Kindergartenjahr 2023/24 fortgeführt werden. In den Jahren 2023/24 werden insgesamt bis zu 1.400 Ausbildungsplätze gefördert. Dafür stehen Mittel in Höhe von insgesamt mehr als 20 Millionen Euro bereit.
Multiprofessionelle Teams und damit den Quereinstieg fördern:
Der Quereinstieg soll erleichtert und weitere Zielgruppen ins Auge gefasst werden. Hochschulen sollen strukturiert angesprochen werden, um Studierende aus pädagogischen Fachrichtungen gezielt für den Einsatz in der Kindertagesbetreuung zu gewinnen. Darüber hinaus sollen weitere Berufsgruppen (Psychologen und Psychologinnen, Sportpädagogen und Sportpädagoginnen, Kunstpädagogen und Kunstpädagoginnen oder auch Medienpädagogen und Medienpädagoginnen) für den Einsatz in Kitas zugelassen und gewonnen werden.
Ausweitung Integrationsbegleiterinnen: Das landesgeförderte Projekt der Integrationsbegleiterinnen soll auf ganz Nordrhein-Westfalen ausweitet werden. Entscheidend für den Erfolg und die Ausweitung des Projektes ist auch, dass die Träger den Frauen mit eigener Integrationserfahrung aufgrund von Flucht oder Migration Praxisstellen zur Verfügung stellen.
Kampagne für Kitas: Ergänzend zu den zum Teil bereits bestehenden und weiteren eigenen Image- und Personalgewinnungskampagnen der Träger, legt das Land eine Kampagne auf. Es sollen damit Zielgruppen wie zum Beispiel Männer und Menschen mit Einwanderungsgeschichte gezielt für die Arbeit in den Sozial- und Erziehungsberufen angesprochen werden.
Eine solide Datenlage schaffen: Gemeinsam mit den Trägern soll zeitnah wissenschaftlich erhoben werden, wie sich der Personaleinsatz in der Kindertagesbetreuung aktuell gestaltet. So soll die Nutzung der bestehenden rechtlichen Regelungen erfasst werden, um Hürden und Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu identifizieren und – wenn möglich - anzupassen.
Beschäftigte weiter flexibel einsetzen: Eine der zentralen Forderungen der öffentlichen und freien Träger wird umgesetzt. Die im Rahmen der Pandemie erlassenen Flexibilisierungen beim Personaleinsatz werden verlängert. Über die Personalverordnung wird die rechtliche Grundlage dafür geschaffen, dass die Träger die Beschäftigten dauerhaft flexibel einsetzen können. Die Möglichkeit, auch Ergänzungskräfte, wie z.B. Kinderpfleger und Kinderpflegerinnen, in allen Gruppenformen im Rahmen des Mindestpersonals einzusetzen, schafft dauerhafte berufliche Perspektiven für diese Beschäftigten.
Handlungsmöglichkeiten der Träger stärken: Gemeinsam mit den Trägern und den Landesjugendämtern wurde vereinbart, Beratungs- und Unterstützungsangebote weiterhin auszubauen und durch den intensivierten Austausch Synergien zu schaffen, um zum Beispiel Good-Practice-Beispiele für Informations- und Unterstützungsangebote zum besseren Personaleinsatz strukturiert auszutauschen.
21.5.2024